Randale im Nachtbus schockiert
Am Tag nach der Randale im Wetterauer Nachtbus n33
herrscht Fassungslosigkeit. Die Fahrg�ste sind schockiert über den
Gewaltexzess mehrerer junger Männer in Bad Vilbel. Das Karbener
Busunternehmen ist stocksauer, weil die Polizei eine Stunde auf sich
warten ließ. Videokameras im Bus haben die Täter aufgezeichnet, die
Kripo ermittelt. Die Nacht hat aber auch ihre Helden.
Von Dennis
Pfeiffer-Goldmann

Patsch! Einer der T�ter schl�gt einen Fahrgast, der die jungen M�nner bremsen will. Die �berwachungskamera im Bus schaut zu. Repro: Dennis
Pfeiffer-Goldmann
Karben. "Was da noch alles h�tte passieren k�nnen; die hatten ja ein Messer
dabei!" Ingeborg Strehl, Chefin des Omnibusunternehmens Eberwein aus
Burg-Gr�fenrode, ringt nach Fassung. Mit ihrem Sohn Martin sichtet sie
gerade die Aufnahmen, die die vier Videokameras im Wetterauer Nachtbus
am fr�hen Sonntagmorgen machten.
�berraschend scharf ist zu erkennen, wie die vier bis sechs junge
M�nner Randale veranstalten, einen Sitz mit einem Messer aufschlitzen,
Noth�mmer aus ihren Verankerungen rei�en, sich aus der Kasse bedienen
und mindestens einen Fahrgast schlagen. Ein paar Gigabyte umfasst das
Videomaterial.
Polizei l�sst auf sich warten
Noch am Nachmittag bringt Martin Strehl es auf DVD gebrannt zur Kripo
nach Friedberg. Damit die Ermittler den T�tern ihre Taten zuordnen
k�nnen. "Die sollten im Steinbruch in K�ppern mit den Noth�mmern Steine
klopfen m�ssen", findet Ingeborg Strehl. Was sich im Nachtbus ereignete,
war f�r die unbeteiligten Fahrg�ste sehr unangenehm. Mehr als 15
Menschen seien kurz nach 3.30 Uhr an der Friedberger Warte zugestiegen
und in Bad Vilbel selbst auch nur wenige ausgestiegen, berichtet Oliver
Lietz. Der Klein-Karbener, politisch in der Karbener SPD aktiv als
"Stadtteilbeauftragter", nutzte den Bus seit dessen Betriebsstart vor
genau einem Monat schon mehrfach. "Es ist angenehm, wenn man nicht bis
kurz vor sechs auf die erste S-Bahn warten muss."
Am Nordende Bad Vilbels sei die Situation im Bus eskaliert. Da
zettelte die Gruppe von vier bis sechs M�nnern aus Karben im Alter von
17 bis 21 Jahren, so sch�tzt Lietz, die Randale an. Mit einem geraden
Schnitt, erkl�rt Martin Strehl, habe einer einen Sitz aufgeschnitten.
"Dann warfen sie mit dem Kunststoff umher", sagt Lietz. In Dortelweil
stoppt der Fahrer (42) das gro�e Gef�hrt, stellt die jungen Leute zur
Rede und fordert sie auf zu gehen. Das aber machen sie nicht. "Sie
sagten, sie h�tten ja bis Karben bezahlt", erkl�rt die Firmenchefin.
Der Chauffeur aus Dortelweil ruft daraufhin die Bad Vilbeler Polizei
an, wo er erf�hrt, dass gerade keine Einsatzkr�fte verf�gbar seien. Also
klingelt er bei seiner Chefin durch. Die versucht es erneut.
"Bei der Polizei in Vilbel klingelte das Telefon einfach durch", sagt
Ingeborg Strehl. Also w�hlt sie den Notruf, erreicht die Polizei
Friedberg. Dort schickt man eine Streife los. Eine geschlagene Stunde
habe es gedauert, bis die Polizei da gewesen sei, die Situation unter
Kontrolle gebracht habe, sch�umt Martin Strehl vor �rger. Das k�nne
nicht sein: "Wenn das nicht gekl�rt ist, f�hrt n�chstes Wochenende kein
Nachtbus", droht er an. "Wir wollen uns mit diesem Gesch�ft doch keine
blutige Nase holen."
Fahrg�ste greifen ein
Unerkl�rlich bisher: Kurz nach dem ersten Hilferuf des Fahrers habe
ein Polizeiwagen neben dem Bus gestoppt und eine Polizistin habe die
T�ter durchs Fahrerfenster aufgefordert, sich zu beruhigen. "Aber dann
sind die Polizisten weitergefahren", sagt Ingeborg Strehl.
W�hrend der langen Wartezeit droht die Situation mehrfach zu
eskalieren. So sei der Busfahrer zwischenzeitlich einem der M�nner
hinterhergelaufen, als dieser floh, berichtet Fahrgast Lietz. Als
daraufhin ein anderer sich an der Kasse zu schaffen machte und Bargeld
herausdr�ckte, griff eine engagierte junge Frau ein, erkl�rt Martin
Strehl. Es kommt zu einem Wortgefecht, ihr Freund steht der jungen Frau
bei. Daraufhin schl�gt einer der T�ter dem Freund zweimal ins Gesicht.
Drau�en, neben dem Bus, bekommt auch der Busfahrer mindestens einen
Schlag ab, habe er berichtet, sagt Martin Strehl.
Wo aber war die Polizei? "Wir hatten fast zeitgleich eine Umstellung
eines Tatorts bei einem Einbruch", erkl�rt Polizeisprecher J�rg Reinemer
(siehe "Nachts am Supermarkt: Polizei nimmt zwei Einbrecher fest" auf
Seite 15). "Dort waren alle Streifen gebunden und weitere aus Friedberg
halfen noch." Die lange Wartezeit sei "den Umst�nden geschuldet leider
passiert". Den Nachtbus habe die Polizei sehr wohl im Blick. Sie
reagiere auf Notrufe falls n�tig auch in Kooperation mit umliegenden
Dienststellen in Friedberg, Bergen, Bornheim.
Wer mit welchen Taten an der Randale beteiligt war, muss nun die
Kripo kl�ren. Der geflohene T�ter, ein Karbener (18), stellte sich noch
w�hrend der Tataufnahme der Polizei. Er sei vor�bergehend festgenommen
worden, sagt Reinemer, und habe 1,48 Promille Alkohol im Blut gehabt.
Dass die Nachtbusfahrten durchaus "mit Halligalli" abliefen, darauf
seien die Fahrer vorbereitet, sagt Martin Strehl. "Bisher aber lief es
reibungslos und ruhig."
Fahrgast Oliver Lietz best�tigt das. "Die Stimmung ist ganz locker",
sagt der Klein-Karbener. "Da f�hlt man sich �berhaupt nicht unsicher."
Deshalb wolle er die Verbindung weiterhin nutzen. Die Video�berwachung
biete zwar "nicht richtig Sicherheit", aber helfe eben bei der
Aufkl�rung und schrecke daher m�glich T�ter ab. Wenn auch nicht die vom
Wochenende. Ob es die "einfach nicht gejuckt" habe, wie Lietz sch�tzt,
oder ob sie gar nicht mitbekamen, dass sie gefilmt wurden, bleibt das
gro�e R�tsel. Frankfurter Neue Presse, 15. Januar 2013
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